Der
Kunstverein Saalfeld e.V. Saalfeld erinnert an seinen Vorgänger:
Verein Gesellschaft für bildende Kunst
e.V. Saalfeld a.d. Saale 1921-1927
Vereinsgründung
1921 durch den Lithographen Max Schamberger
Vorsitzende 1921-1927:
Lithograph Max Schamberger,
Paul Hesse,
Gymnasiallehrer
Fritz Müller,
Architekt Erwin Omeis,
Pfarrer Bornschein
Die
bildende Kunst hielt zu Jahrhundertbeginn in Saalfeld nur
langsam Einzug. Davon zeugen die im Stadtmuseum erhaltenen
Protokolle eines Vereins "Gesellschaft für bildende
Kunst e.V. Saalfeld a.d. Saale" aus den Jahren 1921
bis 1927.
Während
um diese Zeit die Künste in den Metropolen längst
außer Rand und Band waren, Expressionismus, Kubismus
und Dada in den Galerien lärmten und konventionelle
Schönheitsbegriffe außer Kraft setzten, Erfurt,
Weimar, Jena, Gera, Altenburg und Suhl ihre Kunstskandale
bereits hinter sich hatten, musste der junge Kunstenthusiast
Max Schamberger - er ist damals 32 Jahre alt - in Saalfeld
alle Register ziehen, um ein Fähnlein Interessierter
um sich zu scharen. Er lud für den 17. Juni 1921 in
den Ratskeller ein. Es kamen sechs. Ihr Problem: Wie in die sehr
dünne geistige Oberschicht der Saalfelder Bevölkerung eindringen?
Zwischen
1921 und 1927 sind im Protokollbuch der "Gesellschaft
für bildende Kunst e.V. Saalfeld a.d. Saale" insgesamt
90 Veranstaltungen belegt, 50 Personen sind namentlich festgehalten.
Doch zeigt die Vereinsgeschichte aus den 20-er Jahren deutlich,
wie sich Profil und Geschick des Vereins gemäß der
zunehmenden Politisierung allmählich gewandelt haben und
wie dabei die jeweiligen Vorsitzenden ihre Ideen, Ideologien
und Intentionen eingebracht haben. Das ursprüngliche idealistische
Vorhaben des verdienstvollen Vereinsgründers Max Schamberger,
unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg für die rebellierende
moderne Kunst weitere Enthusiasten zu gewinnen, scheiterte
schon nach kurzer Zeit an der vorwiegend kunstkonventionellen
Haltung der meisten Mitglieder und deren Beharren auf Laienkunstniveau.
Indes kündigten sich bald Blut-und-Boden-Tendenzen an.
Der Architekt Erwin Omeis protegierte die "schöne
deutsche Heimat", der Pfarrer Bornschein orientierte noch
einmal auf christliche Kunst-Besinnung.
So
belegen die Protokolle den Weg eines Bürgervereins durch
die Weimarer Kunst- und Krisenjahre. Das Schicksal einer Randgruppe,
gemodelt von Zeitgeist und Provinzgeschmack. Schon wenige Jahre
später haben sich die Fronten zugunsten einer nationalsozialistischen,
völkischen Kunst "geklärt".
|